Erste Erfahrungen auf russischen Straßen
Eigentlich hatte ich nicht mehr damit gerechnet. Der Zustand der Straßen nach dem nicht mal harten Winter in Kaluga ist teilweise erbärmlich. Das Wetter lud auch nicht gerade nach draußen ein – und zu allem Überfluss gibt es russische Autofahrer auf den Straßen. Alles Gründe, das Rennrad in der Verpackung zu lassen, wie ich es letztes Jahr Ende Oktober geliefert bekommen habe, und im Sommer wieder mit nach Deutschland zu nehmen. Doch die Wettervorhersage war gut und seit Anfang April steigen die Temperaturen kontinuierlich.
Ergebnis: Gestern habe ich das Rad von der Verpackung befreit und es zusammengebaut! Weil die Luftpumpe in einem beklagenswerten Zustand war, habe ich mir beim „Velomen“ (Name des Fahrradgeschäfts) noch eine neue geholt, so dass ich heute Morgen startklar war. Bereits nach ein paar Kurbelumdrehungen war klar: die richtige Entscheidung!
Das eigentliche Problem ist allerdings, eine passable Strecke zu finden. Nach meinem Gefühl ist die Straße nach Osten Richtung Tarusa die einzig sinnvolle. Deshalb war mein Ziel die Kreuzung der Bahnlinie Kaluga nach Alexin mit der Straße nach Tarusa. 50 km – genug nach einem halben Jahr Pause.
Was man hier vergeblich sucht, sind Berge. Die nächsten dürften mindestens 1000 km entfernt sein, egal in welche Richtung. Das bedeutet aber nicht, dass es nur flach weggeht. Fast 500 hm habe ich den 50 km „gemacht“. Zwischen 150 und 210 m schaukelt die Straße durch die Landschaft und zwischendurch muss man dann mal 10% Knäppe hoch (Netteberge lässt grüßen). Fährt man aber auf dem Rückweg wieder runter!
Die Entscheidung für diese Strecke erwies sich als gut, denn die Straße ist in einem überraschend guten Zustand, der Verkehr hielt sich in Grenzen. Dass es trotzdem genügend Kamikaze-Autofahrer gibt, zeigen die frischgeschmückte Kreuze am Straßenrand; einige dieser Kreuze sind sinnigerweise durch Lenkgestänge mit Lenkrad ersetzt. Zusammenfassend: trockne, gut rollende Straße, Temperaturen um die 15° C, leichter südlicher Wind. Crux: keine Rundkurse – nur hin und zurück!
Viele Grüße
Karl-Walter